Rechter Terror in Neukölln: Betroffene sprechen am Montag vor Gericht

Am 11. Dezember werden im Berufungsprozess gegen die Angeklagten im sogenannten “Neukölln-Komplex”, der rechten Terrorserie in Neukölln, die Zeugenaussagen von mehreren Betroffenen erwartet. Für Ferat Koçak und seine Familie, als Betroffene der Anschläge, ist der Prozess retraumatisierend und eine immense psychische Belastung. Koçak dazu:

“Wir haben Angst, denn die Gefahr durch rechte Gewalt steigert sich im aktuellen politischen Klima immer mehr. Das beweist sich leider auch einmal mehr in Neukölln, wo zum Beispiel der Buchhändler Heinz Ostermann wieder von einem mutmaßlich rechten Angriff betroffen ist, kurz vor seiner Aussage vor Gericht. Die extreme Rechte wurde durch die Arbeit der sogenannten Sicherheitsbehörden ermutigt. Die Aufklärungsquote ist trotz dutzender Angriffe bei null, ein verantwortlicher Staatsanwalt äußerte mutmaßlich Sympathien für rechte Politik, Polizeibeamte standen womöglich in engem Kontakt mit Verdächtigen und der Verfassungsschutz warnte meine Familie und mich nicht, obwohl mit einem Anschlag zu rechnen war. Kurz: der Staat ist auf dem rechten Auge blind. Ich erwarte nicht viel von diesem Prozess, fordere aber, dass endlich zur Kenntnis genommen wird, dass es sich hier nicht um Einzeltäter handelt, sondern um ein rechtes Netzwerk in Neukölln und darüber hinaus. Außerdem muss schnellstmöglich die Übergabe der Akten an den parlamentarischen Untersuchungsausschuss erfolgen, es braucht eine umfassende politische Bewertung des rechten Terrors und eine Aufklärung der sogenannten „Versäumnisse“ der Behörden!”

Ergänzende Information: Um 8:30 Uhr findet vor dem Amtsgericht Tiergarten zu einer Kundgebung in Solidarität mit den Betroffenen aufgerufen, ab 9 Uhr zur solidarischen Prozessbegleitung im Gerichtssaal. Ferat Koçak wird gleich zu Beginn aussagen.